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Der Weltmarkt horcht auf - Medikament der Dresdner Firma Resprotect verhindert Resistenz gegen Chemotherapie

 Von JÖRN KÄSEBIER

Dresden. "Wir sind allen anderen derzeit haushoch überlegen", sagt Professor Rudolf Fahrig, Geschäftsführer der Dresdner Resprotect GmbH. Wer so etwas sagt, leidet entweder an Selbstüberschätzung oder hat wirklich etwas Tolles zu bieten. Rudolf Fahrig bietet etwas Tolles: ein Medikament, das die Resistenz gegen eine Chemotherapie verhindert. Und so viele Krebskrankheiten neue Chancen eröffnet.

Auf dem Markt ist nicht das Medikament RP101 noch nicht. Doch eine in Chemnitz laufende Pilotstudie zeigte, dass sich die durchschnittliche Überlebensspanne bei Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs durch RP101 verdoppeln lässt. "Und da bei guter Lebensqualität", betont Fahrig. Theoretisch, so der Forscher, sei das Mittel aber bei allen Krebsarten einsetzbar. Und obwohl er die Ergebnisse noch nicht veröffentlicht habe, seien bereits Anfragen der amerikanischen Eliteuniversitäten Harvard und Yale eingegangen.  "Es spricht sich schnell rum", so der 64-Jährige, dessen Unternehmen kürzlich den "IQ Innovationspreis Mitteldeutschland" im Bereich Biotechnologie erhielt.

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Dabei wäre das Unternehmen im Dezember fast pleite gewesen. Resprotect fehlte das Geld für die klinischen Studien. Die aber sind für Zulassung des Medikaments unerlässlich. Weil Fahrig die Mehrheit an seinem Unternehmen halten wollte, das zu weiteren neun Prozent dem Fraunhofer Institut Hannover und zu 27 Prozent einer Beteiligungsgesellschaft gehört, war guter Rat teuer.

Am Ende jedoch überzeugte die Qualität. Die guten Daten aus der Pilotstudie weckten das Interesse der "Australian Cancer Technology". Neben einer zehnprozentigen Beteiligung an der Gesellschaft erhielten die Australier die Lizenz, das Medikament in Nordamerika zu vertreiben; den Vetrieb in Europa managed Resprotect selbst. Im Gegenzug übernimmt "Australien Cancer" die Finanzierung der Entwicklungskosten in Deutschland und den Vereinigten Staaten. Fahrig kann daher dem Zulassungsprozess und dem für 2007 geplanten Beginn der Produktion gelassen entgegensehen.

Die Idee, nach einem Medikament wie RP101 zu forschen, hatte Fahrig bereits 1984 - er leistete am Fraunhofer Institut in Hannover die Vorarbeit in der Molekulargenetik und führte die nötigen Tierversuche durch. Mit 59 Jahren, im Jahr 2000, gründete er die Firma nach Dresden aus. Sein Sohn war Feuer und Flamme, entwarf für ihn die Homepage und das Namensdesign.

"Das Projekt ist praktisch mein Lebenswerk. Sonst haben sie 20 Jahre geforscht und nie erfahren, was sie richtig gemacht haben", sagt Fahrig, der Professor an der Uni Hamburg ist. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.

Gestartet als Ein-Mann-Unternehmen bietet Resprotect inzwischen zehn Mitarbeitern ein Auskommen. Acht forschen in den Labors, wo auch Fahrig zwei Drittel seiner Arbeitszeit verbringt.

Derzeit arbeiten sie an Substanzen, die bessere Eigenschaften als RP101 besitzen. Die Rechte an ihnen gehören komplett den Dresdnern.